Man nehme: Zwei Flugtickets nach New York, ein Studio, ein Musik-Idol und zwei Profimusiker, die sich zum ersten Mal begegnen – Klarinettist Sebastian Manz und Jazzpianist, Trompeter und Komponist Sebastian Studnitzky. Wie es klingt, wenn aus diesem Rezept ein Album wird, auf dem zwei musikalische Welten kollidieren? Aufregend!
Mit einem einzigartigen Projekt widmen sich Sebastian Manz und Sebastian Studnitzky dem großen Leonard Bernstein: A Bernstein Story ist ein Album zwischen Jazz und Klassik, das ‚Lenny‘ ganz sicher gefallen hätte.
Wie nähert man sich Leonard Bernstein nach einem Jubiläumsjahr, das jede Facette seines Wirkens beleuchtet hat? Bernstein – dem Dirigenten, dem Komponisten, dem Pianisten, dem Intellektuellen, dem Lehrer und dem Mahner – kann man sich kaum nähern, ohne vor Ehrfurcht zu erstarren. Sebastian Manz und Sebastian Studnitzky haben es trotzdem gewagt und dabei einen ganz neuen Ansatz gewählt.
Eigentlich kommen Manz und Studnitzky aus zwei ganz unterschiedlichen Welten: Hannover trifft auf Schwarzwald, Klarinette auf Klavier und Trompete, klassischer Instrumentalist trifft jazzikalen Grenzgänger. Andererseits verbindet sie mehr als nur der Vorname: Die beiden ECHO-Preisträger sind angesehene Musiker ihres jeweiligen Fachs. Sebastian Manz überzeugte zuletzt durch seine Weber-Gesamteinspielung für Klarinette und „profiliert sich als ein souveräner Meister seines Instruments“ (Norbert Hornig). Sebastian Studnitzky sprengte mit seinem Album Ky Organic die Grenzen des Jazz, initiierte das XJAZZ Festival in Berlin und tourt durch die ganze Welt. Es ist ihre Experimentierfreude und die Offenheit gegenüber dem Neuen, das sie zusammengeführt hat.
Die Musiker nähern sich Bernstein jeweils auf ihre eigene Art und aus ihrem Genre: Manz als der Klassiker, Studnitzky als Jazzer. Daraus entstanden ist das Album A Bernstein Story, das genauso sein soll wie der Komponist: fernab formaler Bestimmbarkeit, stilpluralistisch, eklektizistisch bunt zwischen Klassik und Jazz.
Dass das Projekt etwas Besonderes ist, war beiden von Anfang an bewusst. „Gewagt – ganz klar. Aber die Art, wie wir das konstruiert haben, finde ich einmalig“, so Manz. Die Grundlage bildet Bernsteins Klarinettensonate. Studnitzkys Aufgabe war es, das Ganze etwas zu entzerren: „Mit dem, was Bernstein in vier, fünf Takten verwendet, können wir Jazzer eine halbe Stunde Musik machen“. Ebenso nutzten die beiden Musiker Elemente aus Prelude, Fugue and Riffs aus Bernsteins Werken für Bigband, in der er die Klarinette solistisch einsetzt. Igor Strawinsky als Einfluss auf Bernstein und Steve Reich als Vorreiter des musikalischen Minimalismus beleuchten den Großmeister zusätzlich.
Nicht nur die musikalische Herangehensweise fällt dabei von der branchenüblichen Konvention ab. Das erste Mal zusammen gespielt haben Manz und Studnitzky im legendären Systems Two Studio in Brooklyn, New York – am Tag der Aufnahme mitten im Jubiläumsjahr. Was bei traditionellen Produktionen undenkbar wäre, zeugt zum einen von der großen Spontaneität und Experimentierfreude und sorgte zum anderen für die nötige Flexibilität bei einem so besonderen Projekt. „Ich fand die Idee total reizvoll, volles Risiko zu gehen. Also nicht auf Nummer sicher zu gehen, sondern einfach das Studio zu buchen und da hinzufliegen“, so Studnitzky.
Was am Ende dieses besonderen Projekts steht, ist ein Album nicht nur mit, sondern über Bernstein. Musik voller unterschiedlicher Einflüsse, modern und trotzdem in der Tradition verwurzelt, gewissenhaft und extrem cool.